Orgeln
Magdeburg, Dom (A. Schuke 1970 III/37 und 2008 IV/93)
Vorgängerbau als Benediktinerkirche 937. Neubau ab 955, seit 968 Dom, 1207 abgebrannt. Jetziger Dom begonnen 1209 als eines der frühesten Bauwerke im gotischen Stil in Deutschland, Chor und Querhäuser 1. und 2. Drittel 13. Jh., bis 1274 erstes Turmgeschoss und Wölbung des Langhauses, Dachstuhl bis um 1318, 2. und 3. Turmgeschoss vollendet bis zur Schlussweihe 1363, Westfassade 1477 bis um 1520. Seit 1567 evangelisch. Kanzel von 1597. Der Dom überstand die Erstürmung der Stadt durch Tillys Truppen 1631 und diente als Zufluchtsstätte. 1826–34 regotisierende Restaurierung nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel, Beseitigung der barocken Einbauten. Vierungsdachreiter 1827. 1945 schwere Bombenschäden, Wiederaufbau unmittelbar nach Kriegsende begonnen bis 1957. Ab 1990 erneute Innen- und Außenrestaurierung. Zweitgrößte gotische Kathedrale nach dem Kölner Dom in Deutschland (Raumlänge innen ca. 115 m, Gewölbehöhe 32 m). Hochaltar aus böhmischem Marmor, 1363 geweiht. Chorgestühl um 1360. Lettner 1445. Katharinenaltar am Ostende des Langhauses 1311. Kanzel 1597 von Christoph Capup, Nordhausen. Osterleuchter ersten Hälfte 12. Jh. Sechzehneckige Kapelle Mitte 13. Jh. Viele Grabdenkmäler und Epitaphien, u. a. von Kaiser Otto I. (gest. 973).
Westorgel: A. Schuke 2008 IV/93
1173 Orgel vorhanden als frühester Beleg einer Orgel in Sachsen-Anhalt. 1377 werden bereits zwei Orgeln erwähnt. 1494 erste Orgel auf der Westempore, vermutlich stammen von ihr die Klaviaturabbildungen bei Praetorius. 1604 abgebrochen, bis 1605 neue prachtvolle Orgel von Heinrich Compenius d. J. aus Halle mit II/40, sein größtes Werk (Ober- bzw. Hauptwerk, Rückpositiv, Pedal, das Brustwerk an die Hauptwerksklaviatur angehängt), Gehäuse reich verziert, u. a. mit einem goldenen Hahn, der krähte und seine Flügel schlug und früher eine Attraktion war – er ist als einziges Zeugnis erhalten. 1830 wurde ein neugotisches Gehäuse ohne Rückpositiv vor die Compenius-Orgel gebaut im Rahmen der Regotisierung des Domes nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel. August Gottfried Ritter setzte kurz nach seinem Amtsantritt 1849 den Neubau des Orgelwerks durch, den Adolf Reubke, Hausneindorf, 1856–61 ausführte und hier mit IV/81 und 2 Pedalklaviaturen nach der Walcker-Orgel im Ulmer Münster, der Schulze-Orgel in Lübeck und den Ladegast-Orgeln in Leipzig und Merseburg eine der fünf stilbildenden hochromantischen Großorgeln der Jahrhundertmitte schuf (auf Schleifladen), die um 1865 noch durch ein Fernwerk auf IV/88 erweitert wurde. 1906 spätromantischer Neubau III/100 hinter dem Gehäuse von 1830 mit pneumatischen Kastenladen. 1945 stark beschädigt, bis 1952 abgebaut. 1959 wurde interimsweise im Dom die Schuster-Orgel aus der gesprengten Heilig-Geist-Kirche mit II/27 aufgestellt bis zur Vollendung der Paradiesorgel.
Neue Westorgel von Orgel A. Schuke Orgelbau, Potsdam, 2005–08, IV/92+1Tr. Schleifladen, 18 Haupt- und 16 Zusatzwindladen. Tontrakturen mechanisch. Die weitläufige Trakturanlage für die mehrteiligen Windladen des I. und II. Manuals und ihre Koppeln wird von Fisk-Maschinen (Servopneumatikhebel im Auslassprinzip, entwickelt 1989 von Stephan Paul Kowalyshyn) unterstützt. Elektrische Traktur für Chamade, Tuba, die 32′-Register und Violon 16′ sowie
die Registrieranlage.
4 Windmaschinen versorgen den Hauptbalg, 12 Werkbälge und 23 Windladenbälge. Winddrücke: HW 95/85, Positiv 85 Bass/100 Diskant, SW 92/100, Solo 90 Bass/120 Diskant, Pedal 120, Tuba 380 mm WS.
Das Gehäuse ist 14,75 m hoch, 10,75 m breit und 9,15 m tief; der Orgelboden ist 14,45 m über dem Fußboden des Kirchenschiffs. Die Orgel wiegt ca. 37 Tonnen.
Die Chamade liegt oben auf dem Dach der Orgel. Voce umana hat Pfeifen aus Eiche und Birnbaum. Doppelprincipal ist ab g° 2fach besetzt. Seraphon, eine Soloflöte aus Birnbaum, hat zwei Labien über Eck. Principal 32′ steht ab G im Prospekt (C–Fs Holz offen innen, C ist 10,37 m lang). Insgesamt hat die Orgel 6.139 Pfeifen.
I. Hauptwerk C–c4
Principal . . . . . . . . . . . . 16´
Bourdon . . . . . . . . . . . . 16´
Octave . . . . . . . . . . . . . .. 8´
Diapason . . . . . . . . . . . . 8´
Doppelflöte . . . . . . . . . . 8´
Gambe . . . . . . . . . . . . . . 8´
Gedackt . . . . . . . . . . . . . 8´
Nassat . . . . . . . . . . . . 5 1/3´
Octave . . . . . . . . . . . . . . 4´
Hohlflöte . . . . . . . . . . . . 4´
Spitzflöte . . . . . . . . . . . . 4′
Tertia . . . . . . . . . . . . . 3 1/5′
Quinte . . . . . . . . . . . . 2 2/3´
Octave . . . . . . . . . . . . . . 2´
Cornett 5f. ab g° . . . . . . . 2´
Mixtur major 5f. . . . . . . . 2´
Mixtur minor 4f. . . . . . . . 1´
Trombone . . . . . . . . . . 16´
Trompette . . . . . . . . . . . 8´
Clairon . . . . . . . . . . . . . 4´
II. Positiv C–c4
Salicional . . . . . . . . . . . . . 16′
Quintaton . . . . . . . . . . . . 16′
Principal . . . . . . . . . . . . . 8´
Rohrflöte . . . . . . . . . . . . . 8´
Cor de nuit . . . . . . . . . . . 8´
Viola . . . . . . . . . . . . . . . . 8´
Fugara . . . . . . . . . . . . . . . 8′
Vox coelestis . . . . . . . . . . . 8′
Octave . . . . . . . . . . . . . . . 4´
Traversflöte . . . . . . . . . . . 4´
Fugara . . . . . . . . . . . . . . 4´
Nassat . . . . . . . . . . . . 2 2/3´
Octave . . . . . . . . . . . . . . 2´
Piccolo . . . . . . . . . . . . . . . 2′
Echocornett 3f. ab g° . . . . 2′
Harmonia aetherea 3–4f. . . 2´
Englischhorn . . . . . . . . . . 16′
Trompete . . . . . . . . . . . . . 8′
Klarinette (durchschl.) . . . 8′
Cromorne . . . . . . . . . . . . . 8′
– Tremulant
Chamade . . . . . . . . . . . . . 8′
III. Schwellwerk C–c4
Bordun . . . . . . . . . . . . . 16´
Principal . . . . . . . . . . . . . 8´
Voce umana ab c° . . . . . . 8´
Flûte traversière . . . . . . . 8´
Bordun . . . . . . . . . . . . . . 8´
Viola di Gamba . . . . . . . 8´
Voix céleste ab c° . . . . . . 8´
Octave . . . . . . . . . . . . . . 4´
Flûte octaviante . . . . . . . . 4′
Viola . . . . . . . . . . . . . . . . 4′
Flöte . . . . . . . . . . . . . . . . 4´
Nazard . . . . . . . . . . . . 2 2/3´
Quarte de Nazard . . . . . . . 2´
Tierce . . . . . . . . . . . . . 1 3/5′
Larigot . . . . . . . . . . . . . 1 1/3′
Septième . . . . . . . . . . . .1 1/7′
Progressio 3–5f. . . . . . . . 4´
Bombarde . . . . . . . . . . 16´
Aeoline (durchschl.) . . . . 16′
Trompette . . . . . . . . . . . . 8′
Hautbois . . . . . . . . . . . . . 8′
Voix humaine . . . . . . . . . 8´
Clairon . . . . . . . . . . . . . . 4′
– Tremulant
IV. Solo C–c4
Doppelprincipal . . . . . . . . 8′
Flute harmonique . . . . . . 8′
Seraphon ab g° . . . . . . . . 8′
Cornett 6f. ab g° . . . . . . 16´
Clarinette . . . . . . . . . . . . 8´
Tuba mirabilis . . . . . . . . . 8´
Pedal C–g1
Principal . . . . . . . . . . . . . 32′
Untersatz . . . . . . . . . . . . 32′
Octave . . . . . . . . . . . . . . 16′
Kontrabass . . . . . . . . . . . 16′
Violon . . . . . . . . . . . . . . 16´
Subbaß . . . . . . . . . . . . . 16´
– Zartbass (Tr. III) . . . . . . 16′
Quinte . . . . . . . . . . . . 10 2/3′
Octave . . . . . . . . . . . . . . 8´
Flöte . . . . . . . . . . . . . . . . 8´
Cello . . . . . . . . . . . . . . . . 8´
Gedackt . . . . . . . . . . . . . 8´
Cello piano . . . . . . . . . . . . 8′
Terz . . . . . . . . . . . . . . . 6 2/5′
Nassat . . . . . . . . . . . . . 5 1/3′
Octave . . . . . . . . . . . . . . . 4´
Flöte . . . . . . . . . . . . . . . . . 4′
Flöte . . . . . . . . . . . . . . . . . 2′
Contrabombarde . . . . . . . 32′
Bombarde . . . . . . . . . . . 16´
Fagott . . . . . . . . . . . . . . . 16′
Trompete . . . . . . . . . . . . 8´
Clairon . . . . . . . . . . . . . . 4′
8 Normalkoppeln: II/I, III/I, IV/I, III/II, I/P, II/P, III/P, IV/P
3 Oktavkoppeln: III/I Sub, III/II Sub, III/III Super
2 Schwelltritte II und III
Setzeranlage (Heuss) mit 10.000 Kombinationen
8 Werkkombinationen je für I, II, III, P
439,5 Hz gleichstufig.
Paradiesorgel im Nordquerhaus: A. Schuke 1970 III/37
A. Schuke, Potsdam, 1970, III/37. 2020 überholt A. Schuke, Werder (RP: Septimenreihe aus Sesquialter entfernt, HW: Quinte 22/3′ neu statt Nassat 22/3′, BW: Nassat 22/3′ aus HW anstelle Salicional 4′, P: Gemshorn 4′ aus Bifra 2fach entfernt). Bifra 8′ ist ein Gedacktbass.
I. Rückpositiv C–f3
Gedackt . . . . . . . . . . . . . 8´
Quintadena . . . . . . . . . . . 8´
Principal . . . . . . . . . . . . . 4´
Blockflöte . . . . . . . . . . . . 4´
Sesquialtera 2f. . . . . . . 2 2/3´
Hohlflöte . . . . . . . . . . . . 2´
Quinte . . . . . . . . . . . . . 1 1/3´
Mixtur 4–6f. . . . . . . . . . 1 1/3´
Krummhorn . . . . . . . . . . 8´
– Tremulant
II. Hauptwerk C–f3
Pommer . . . . . . . . . . . . 16´
Principal . . . . . . . . . . . . . 8´
Spillpfeife . . . . . . . . . . . . 8´
Octave . . . . . . . . . . . . . . 4´
Spitzflöte . . . . . . . . . . . . 4´
Quinte . . . . . . . . . . . . . 2 2/3´
Octave . . . . . . . . . . . . . . 2´
Mixtur 6–8f. . . . . . . . . . . . 2´
Scharf 4f. . . . . . . . . . . . . 2/3´
Fagott . . . . . . . . . . . . . . 16´
Trompete . . . . . . . . . . . . 8´
III. Brustwerk C–f3
Holzgedackt . . . . . . . . . . 8´
Rohrflöte . . . . . . . . . . . . 4´
Nassat . . . . . . . . . . . . . 2 2/3´
Principal . . . . . . . . . . . . . 2´
Octave . . . . . . . . . . . . . . 1´
Cymbel 4f. . . . . . . . . . . 1/3´
Vox humana . . . . . . . . . 8´
– Tremulant
Pedal C–f1
Principal . . . . . . . . . . . . 16´
Subbass . . . . . . . . . . . . 16´
Octave . . . . . . . . . . . . . . 8´
Bifra . . . . . . . . . . . . . . . . 8´
Octave . . . . . . . . . . . . . . 4´
Rohrschelle . . . . . . . . . . . 2′
Mixtur 4f. . . . . . . . . . . . 2 2/3´
Posaune . . . . . . . . . . . . 16´
Trompete . . . . . . . . . . . . 8´
Clairon . . . . . . . . . . . . . . 4′
Koppeln I/II, III/II, I/P, II/P (als Tritte):
Schleifladen mit mechanischen Trakturen
Remter: Glatter-Götz 2011 II/22
Raum: Die gesamte Kreuzganganlage entstand Mitte 13. bis Mitte 14. Jh., in den Säulen Teile aus dem ottonischen Vorgängerbaus des Domes wiederverwendet.
Vorgängerorgeln: vor 1936 Furtwängler & Hammer, Hannover, III/26. 1946 Aufstellung der Furtwängler & Hammer-Orgel des Königl. Domgymnasiums von 1902 II/18. 1949 Neubau A. Schuke, Potsdam, III/28 als rein neobarockes Werk mit mechanischen Trakturen und Schleifladen – die erste konzertante Orgel der gesamten, 1945 zerstörten Innenstadt. 2008 in Trzebinia-Siersza/PL aufgestellt.
Heutige Orgel: Orgelbau Glatter-Götz, Pfullendorf, und Manuel Rosales, Los Angeles/USA (Klang), 2012, II/20+2Ext. Geigenprincipal 8′ steht im Rückprospekt zur Marienkapelle. Posaune mit Bechern in Haskell-Bauweise.
I. Hauptwerk C–a3
Quintade . . . . . . . . . . . 16´
Principal . . . . . . . . . . . . . 8´
Rohrflöte . . . . . . . . . . . . 8´
Octave . . . . . . . . . . . . . . 4´
Quinte . . . . . . . . . . . 2 2/3´
Octave . . . . . . . . . . . . . 2´
Mixtur 3–4f. . . . . . . . 1 1/3′
II. Schwellwerk C–a3
Geigenprincipal . . . . . . 8´
Gedeckt . . . . . . . . . . . . 8´
Fugara . . . . . . . . . . . . . 4´
Spitzflöte . . . . . . . . . . . . 4´
Nasat . . . . . . . . . . . 2 2/3´
Octave . . . . . . . . . . . . . . 2´
Tertia . . . . . . . . . . . . 1 3/5´
Quinte . . . . . . . . . . . 1 1/3′
Trompete . . . . . . . . . . . . 8´
– Tremulant
Pedal C–f1
Subbass . . . . . . . . . . . . 16´
Octavbass . . . . . . . . . . . 8´
Gedecktbass (Ext.) . . . . . 8´
Posaune . . . . . . . . . . . . 16´
Trompete (Ext.) . . . . . . . 8´
Cornett . . . . . . . . . . . . . 4′
3 Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P (Züge und Tritte)
2 Schwelltritte (Vorder- und Rückseitenschweller)
Schleifladen mit mechanischen Trakturen
437,5 Hz, Neidhardt III 1724 „für eine große Stadt“